Mit den Ideen angehender Architekten von der Technischen Universität (TU) Dresden wollen die Stadt Bad Liebenwerda und die stadteigene Haus- und Grundbesitzgesellschaft (HGB) neuen Schwung in die Pläne zur Revitalisierung des Bahnhofes Bad Liebenwerda bringen. 90 Studenten hatten in 30 Gruppen über das vergangene Semester hinweg ihre Ideen skizziert. Die besten Entwürfe wurden am Freitagabend vorgestellt und prämiert.

Es lag nicht an der großen Hitze, dass der fünfköpfigen Jury am Mittwoch zuvor die Bewertung der Arbeiten recht schwergefallen war. Alle zehn nach Vorauswahl in die Endrunde gegangenen Entwürfe seien gut und schlüssig gewesen. Am Ende hätten oft nur Nuancen über die Platzierungen entschieden, sagt Martin Ehring. „Man sieht es auch daran, dass wir zwei dritte Plätze vergeben haben“, so der Geschäftsführer der HGB.

Glücklich über die Sammlung vieler interessanter Ansätze und Ideen zeigt sich auchBürgermeister Thomas Richter. „Man spürt, dass sich die Studenten intensiv Gedanken gemacht haben“, bringt er seine Anerkennung zum Ausdruck. Einige Arbeiten seien sogar „brillant“.

Die Aufgabe sei keine allzu große gewesen, „aber eine, die es in sich hat“, versichert Professor Gerald Staib vom Lehrstuhl für Hochbaukonstruktion und Entwerfen der TU Dresden mit Blick auf das alte Gebäude von 1874. Es gelte, den neuen, heutigen Ansprüchen gerecht zu werden. Dies sei eine Herausforderung, die die Studenten auch suchen. Die TU Dresden sei immer interessiert an realen Aufgaben für die Studierenden. Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei daher eine gute Sache, die sich weiterentwickeln könnte.

Vorgegeben worden waren den jungen Kreativen unter anderem bestimmte Funktionen wie Café, Regionalmarkthalle, Hostel, Fahrradverleih und Kiosk. In allen Vorschlägen bildeten Markthalle und Café den Kern des Konzeptes. So auch im Entwurf der Gewinner eines der beiden dritten Preise, der Gruppe 30 mit Frederike Strauch, Katharina Wiehl und Helena Grünling. Hier wird im Café zudem eine Schauküche installiert, in der vor den Gästen mit den regionalen Produkten gesund gekocht wird.

Zudem gibt es ein begehbares Gründach. Große Fenster sorgen für Helligkeit, regionale Baumaterialien für rustikale Gemütlichkeit. An diesem Entwurf habe die Jury unter anderem das Erlebnispotenzial überzeugt, so Martin Ehring.

Große Glaselemente und eine verbindende Dachterrasse zwischen den beiden Gebäudeteilen prägen den Entwurf der Studentengruppe mit Ann Christin Zander, Franziska Striedinger und Kilian Beutin, die den zweiten dritten Platz erhielt. Sichtmauerwerk, weiß gekalkte Wände sowie Böden und Möbel aus Eichenholz sorgen für ein rustikales Erscheinen. Dekorative Metallbauteile erhalten den typischen Bahnhofscharakter. Vor allem der architektonische Teil des Entwurfs habe die Jury überzeugt, begründet Martin Ehring.

Auf wenige, aber gezielte Veränderungen setzt die Gruppe 10 mit Sina Maite Sinka, Maximilian Robert Habermehl und Nadja Kolbe, die mit dem zweiten Preis bedacht wurde. Durch große Fensterflächen und Dachfenster soll das Gebäude offen und einladend wirken. Neben der Schlüssigkeit des Konzeptes habe hier auch der relativ geringe bauliche Aufwand in der Bewertung überzeugt, bekennt Martin Ehring.

„Sehr verdient“, wie der HGB-Geschäftsführer betont, belegt der Entwurf der Gruppe 5 mit Yang Ji, Benjamin Lieberwirth und Marie Caurraux den ersten Platz. Eine kurze Durchgangsachse zwischen Straße und Bahnsteig erschließt das Gebäude. Große Bogenfenster zum Café und zur Markthalle sorgen für eine offene Sichtachse quer durch den Bahnhof. Drei eingeschossige Anbauten schaffen zusätzlich Platz. Die Räumlichkeiten bieten mit offenen und beruhigten Zonen Gästen mit unterschiedlichen Bedürfnissen Platz.

Neben den vier Preisträgern waren am Wochenende auch alle anderen Arbeiten der Wettbewerbsendrunde für die interessierte Öffentlichkeit im Bahnhof ausgestellt. In die tatsächliche Umgestaltung des Objektes werde am Ende wohl aus jedem Entwurf etwas einfließen, erklären Bürgermeister Thomas Richter wie auch HGB-Geschäftsführer Martin Ehring. Welche konkret das sein werden, mache die Stadt auch von dem oder den künftigen Betreibern des Objektes abhängig. Man wolle potenzielle Interessenten ansprechen und hoffe, diese auch mit den vielen guten studentischen Ideen für den Bahnhof begeistern zu können.

Stadt Bad Liebenwerda: Am Samstag, d. 28. und Sonntag, d. 29.07.2018 war der Bahnhof für Interessierte von 14:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Das der Bahnhof den Kurstädtern am Herzen liegt, zeigte die große Anzahl der Besucher an den beiden Tagen.

Foto: Stadt Bad Liebenwerda