Hallo Ihr Lieben,

ich sitze gerade auf meinem neuen Kratzbaum und beobachte meine Geschwister. Es ist einfach zu niedlich, wie sie mit einander spielen und sich necken. Die ganze Situation geht mir gerade richtig an mein kleines Herz. Wir haben es so gut.

Unsere Menschen kümmern sich wirklich rührend um uns. Jeder bekommt das Futter was er gerne mag. Leckerlies gibt es nicht nur an besonderen Tagen. Wir haben Spielzeug im Überfluss. Jeder darf, wenn er möchte, im Bett schlafen. Nie ist es böses Wort von unseren Menschen zu hören, auch wenn wir den aller größten Unfug angestellt haben.

Es macht mich sehr traurig, dass es so viele Katzen auf der Welt gibt, denen es gar nicht gut geht. Ich selbst war auch schon in der Situation – das wisst ihr noch gar nicht.

Als ich ganz klein war, habe ich in Madrid gelebt. Dort wurde ich in einem Park geboren. An meine Mama kann ich mich gar nicht mehr erinnern, nur noch daran, dass wir ganz schön oft großen Hunger hatten. Es trug sind dann zu, dass liebe Menschen sich um alle Katzen in dem Park gekümmert haben. Es gab Essen und wir wurden alle von einem Arzt untersucht.  Ich muss mich wohl sehr lieb verhalten haben, denn man beschloss, dass ich gut bei Menschen leben könnte, obwohl ich in „der Wildnis“ geboren wurde.

So kam ich durch eine Katzenhilfsorganisation nach Deutschland. Dort im Heim angekommen, fand ich alles ziemlich doof. Die anderen Katzen waren doof, das Wetter war doof und die Menschen auch. Am liebsten habe ich mich auf einem Kratzbaum versteckt, damit mich keiner sieht.

Die Folge meines doch recht bockigen Verhaltens war, dass mich niemand haben wollte und ich auf unbestimmte Zeit im Heim bleiben musste.

Eines Tages dann kamen 2 Menschen ins Heim und wollten nach einer Katze schauen, die bei ihnen leben sollte. Es war wie immer – alle Katzen wurden angeschaut, man kraulte hier und schmuste dort. Mich nahm niemand wahr, da ich mich natürlich versteckt hatte.

Die beiden Menschen schauten sich recht lange um, konnten sich aber nicht so richtig entscheiden. Ich hatte schon bei der Ankunft der beiden festgestellt, dass mir der Geruch der beiden recht gut gefiel. Plötzlich stand einer der beiden neben meinem Kratzbaumversteck (er hatte mich gar nicht gesehen) und ich dachte mir so: Vielleicht sind das die richtigen neuen Menschen für dich! Jetzt bloß keine Furcht!

Ganz vorsichtig schaute ich aus meinem Versteck und versuchte, mit dem einen Menschen in Kontakt zu kommen. Mit meiner Pfote habe ich an seiner Jacke gezogen und behutsam an seiner Hand geleckt. Der Mensch hat sich nicht erschrocken oder so, er war ganz ruhig und hat mich freundlich begrüßt. Sofort habe ich gemerkt, dass ist die Familie, auf die ich gewartet habe.

Die Menschen waren super begeistert von mir und haben sofort zugestimmt, mich mitzunehmen. Ich habe gar nicht gezappelt, als man mich in eine Transportbox gesetzt hat, auch habe ich versucht ganz leise zu sein. Ich wollte nicht, dass die Menschen einen schlechten Eindruck von mir bekommen.

In meiner neuen Wohnung (damals haben wir noch in Oberursel, in einer Wohnung gelebt) angekommen habe ich sofort gemerkt: „Paul, hier lässt es sich bestimmt gut leben.“

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Alles war vorbereitet. Ein feines neues Katzenklo wartete auf Benutzung. Leckeres Essen wurde sofort bereitgestellt, es gab einen lustigen kleinen Trinkbrunnen und auch Spielzeug habe ich sofort entdeckt.

Die Menschen waren ganz vorsichtig und haben mich erst einmal ganz in Ruhe gelassen. Ich hatte genügend Zeit mir alles anzuschauen und mich mit allem vertraut zu machen. Das war wirklich toll!!

Was soll ich Euch sagen, jetzt lebe ich schon fast 10 Jahre mit meinen Menschen zusammen. Die Zeit ist super schnell vergangen und ich hoffe, dass wir noch ganz viel Zeit zusammen verbringen können.

Ich muss jetzt mal was loswerden: Meine Menschen und auch meine Geschwister sind ganz toll und ich habe alle ganz schön lieb.

Das kann ich denen natürlich nicht so direkt sagen. Die denken dann vielleicht ich bin zu sentimental. Euch kann ich das ja anvertrauen, denn ihr erzählt es denen ja bestimmt nicht (hoffentlich).

Vielleicht ist der ein oder andere von Euch ja auch auf der Suche nach einer Katze oder auch einem anderen neuen Mitbewohner – schaut Euch in den Heimen um. Dort leben viele kleine und große Tiere, die ein neues Zuhause suchen. Euer Freund fürs Leben ist bestimmt dabei.

So, jetzt aber Schluss mit der Gefühlsduselei. Ich muss meine Geschwister zur Ordnung rufen und Hunger habe ich plötzlich auch.

Ich wünsche Euch eine gute Zeit, bis bald

Euer Paul Killmauski